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Wir Trainerinnen und Trainer haben einen harten Job. Auch wenn ich sage es ist der schönste Job der Welt. Seminarteilnehmer müssen motiviert werden, sollen nach Möglichkeit etwas lernen und für Ihre persönliche oder berufliche Entwicklung mitnehmen. Dabei hat sich in der Trainerszene ein gewisser Talk herausgebildet, der – sieht man sich die Sätze die uns aus dem Mund fallen mal isoliert an – zumindest merkwürdig erscheinen.
Benjamin Schulz und Rainer Kramm haben diese Phrasen in einem wunderbaren Büchlein „Störgefühle“ auf dem Teppichboden zusammengeführt, weil „diese Coaching-Phrasen…. Mindestens genauso abgetragen sind, wie die Teppiche, auf denen sie präsentiert werden.“Es ist eine alte pädagogische Weisheit, dass „Störung Vorrang hat“. Aber manchmal nervt es mich, wenn die Teilnehmer permanent an ihrem Handy rumdatteln und auf meine Frage: „Wo kann ich Sie abholen?“ Verwirrt aufschauen. Dabei „will ich doch nur ihre Ressourcen aktivieren“, „und wissen, was das mit Ihnen macht.“
Wenn dann der Teilnehmer mit dem Satz „Fremdaussgen sind Selbstaussagen“ kontert, könnte das „die Gute Absicht des anderen sein.“
Aber vielleicht teilt der Teilnehmer ja nur in der anfangs von mir eingerichteten WhatsApp Gruppe mit, dass mir eine Nudel im Bart klebt. Loriot würde mir dazu tröstend sagen: „Man muss immer einmal mehr aufstehen, als man hingefallen ist.“

„Lassen Sie uns mal ein Spielchen machen“

Nun gut – dass wir Trainer als Kärtchenwedler verschriehen sind, weil kaum ein Seminar ohne Metaplan, Pinwände und Klebepunkte auskommt, das ist unser Schicksaal. Aber immer wenn wir ein Spiel machen, ein Kennenlernspiel oder gar ein Rollenspiel ankündigen, ist das einzige was rollt, die Augen unserer Teilnehmer. Da rettet auch: „das ist kein Spiel. Das ist eine Übung“ die Situation nicht. Vergeigt ist vergeigt. Ich sage mir dann, dass „Missverständnisse uns stark machen.“ „Das ist eine Haltungsfrage.“
Dabei hätte mir geholfen, hätte ich das ernst genommen, was ein kluger Teilnehmer einwendet: „Lassen Sie das Feedback einfach mal auf sich wirken.“
Dabei wollte ich mit dem Rollenspiel (Kollegentip: nenne es Übung zum Perspektivwechsel) die Teilnehmer doch nur „raus aus der Komfortzone führen“. Wichtig ist doch, „was hinterher anders sein wird als es vorher war.“ „Ich bin Hebamme und Geburtshelfer.“

„Was macht das jetzt genau mit Ihnen?“

Ein wesentliches Feld vieler Trainer ist die Arbeit mit Führungskräften. Das hat einen einfachen Grund: Führungskräfte sind bereit, für jeden neuen Hype mal locker 2000€ für ein Wochenende zu bezahlen. Dabei streicheln sie Pferde, verspeisen im dunklen Wald Maden, spielen mit verbundenen Augen Basketball oder üben sich im dirigieren großer Orchester. „Erfolgreich führen  ist heute emphatisch, partizipativ, transformational und natürlich situativ rational!“ „Nehmen Sie sich den Raum, den sie brauchen“, „denn es gibt keine Probleme, sondern nur Herausforderungen“, sagen sich dann die Alphas, wenn die Gammas mal wieder so richtig dagegen halten und die Einsicht in das Gravesche Führungsmodell auch nix mehr bringt. Dann „machen Sie sich ihre Angst zum Freund“. Man kann sich manchmal die Freunde nicht aussuche.

Wenn der Trainer nicht mehr weiter weiß…

Eigentlich wissen wir immer weiter, aber manchmal, ja manchmal da hängt es einfach. Dann hilft als erste Hilfe: „Ich gebe diese Frage mal an die Gruppe zurück.“da ist sie dann erstmal gut aufgehoben und bringt Entlastung und Zeit die „emotionale Brücke zu beteten“. Wenn aber die emotionale Brücke gerade blockiert ist, dann „nehmen wir diesen tollen Einwand in den Themenspeicher“. Würde man alle Themenspeicher der Welt miteinander verschalten, würden wahrscheinlich der größte Großrechner verzweifeln. Was da alles rumsteht in den Themenspeicher. Was dem Politiker der Prüfstand, ist dem Trainer der Themenspeicher. Diese Themenspeicher scheinen so etwas wie ein Hochleistungskühschrank für Probleme zu sein. Wie anders könnte sonst verstanden werden, dass das „Problem erstmal eingefrohren“ werden kann.
Zum Reifen Trainerrepertoir gehört auch, Anmerkungen oder Fragen der Teilnehmer mit Fragen zu kontern. Wahrscheinlich „aktiviert das das lymbische System“. Bei diesen Fragen öffnete sich die nach oben offene Störgefühlskala ist unermessliche. Ein Erdbeben trainerischer Kunst tut sich auf. „Wozu will sie das Leben einladen?“ Bestimmt nicht ins Kino oder zu einem Bier. „Was sagt denn ihr inneres Kind dazu?“ Nur dumm, wenn das Innere Kind gerade heulend mit sieben Jahren hinterm Sofa sitzt und seinen Kraftanker vergessen hat. In dieser Situation bietet der mit allen Wassern gewaschene Coach dem inneren Kind an, „sich mal auf den Stuhl des anderen zu setzen“.
„Oh, ein Konflikt – da können wir was lernen!“
Das ist jetzt schon ganz hohe Schule und das kann nicht jeder. Um angemessen mit diesen wunderschönen Konflikten umzugehen, um Mobbing als Ressource, inkompetente Chefs als Geschenk sehen zu können, muss Man sich erstmal durch den Wald der tierischen Metapher durchbeißen. „Setzen Sie sich den Verantwortungsaffen nicht auf die Schulter.“ Das sieht nicht nur albern aus, sonder verdeckt auch den Blick auf die Schönheit von Konflikten, die ja in Ihrem tiefsten Inneren nur Herausforderungen sind. Und „wenn sie dann doch eine Maus reiten, steigen Sie ab“. Es ist Ja auch viel sinniger ein Pferd zu reiten. Das kann dann schon mal, wenn man es lange gestreichelt hat, eine Herausforderung sein.
„Lassen Sie sich fallen“, und wenn sie Zweifel haben, dass das unfallfrei geschehen kann, sage ich ihnen: „Das ist ein Glaubenssatz“ und dem machen wir mit EMDR weg.
Und wenn sie sich trotz all unserer Bemühungen manchmal „nicht emotionale aufgehoben fühlen“ wissen sie trotzdem, dass wir „immer ganz bei Ihnen sind“.

Alle mit „..“ Gekennzeichneten Sätze sind nicht frei erfunden, sondern tatsächlich gesagt worden oder hätten gesagt werden können.